Predigt
Die Predigt zum Nachlesen
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
viele Menschen stehen am Weg und die ganze Stadt ist in Aufregung, als Jesus nach Jerusalem kommt. So schildert es das Evangelium heute.
Viele Menschen haben sich Palmbuschen gebunden und stehen am Weg, der ganze Ort, die ganze Pfarrei ist in Aufregung – na ja, vielleicht nicht Aufregung, aber in freudiger Stimmung – so kennen wir die Feier des Palmsonntags normalerweise.
Heute ist es anders: Ich bin fast alleine in der Kirche – Sie sind zuhause und halten einen eigenen kleinen Gottesdienst oder verfolgen einen der Gottesdienste im Fernsehen. Nirgendwo eine große Menschenmenge … Alles spielt sich derzeit im Kleinen ab, in der eigenen Familie, in den eigenen vier Wänden.
Im Palmsonntagsgottesdienst wird nach der Feier des Einzugs dann auch die Passion vorgetragen, das, was nur ein paar Tage später geschieht: Und da schaut es ganz anders aus: Da sind nicht mehr viele, die überhaupt zu Jesus halten. Fast alleine steht er da vor Pilatus, stirbt er am Kreuz.
Abgewendet haben sich die Leute aber schon lange vorher: Ganz zu Anfang, in Galiläa, da waren es noch viele, die ihm gefolgt sind. Aber es wurden immer weniger, bis er am Ende dann nur noch mit den Zwölfen unterwegs war. — Die ganze Stadt war in Aufregung: Sicherlich, ein paar Tage vor dem Paschafest war in Jerusalem viel los: Aber ob sich da wirklich alles um jenen Wanderprediger aus Galiläa gedreht hat, das wage ich zu bezweifeln. Es war eine kleine Schar von Jüngern, die da mit Jesus gegangen ist – und die mit ihrem Auftreten auch bei anderen angeeckt ist, wie es andere Evangelisten schildern.
Und doch: Der Evangelist erzählt es, als ob sich alles nur um diesen Jesus dreht, der da auf einem Esel in die Stadt Jerusalem hineinreitet.
Ja: Genau darum dreht sich alles. Auf einem Esel in die Stadt hineinreiten, das ist nämlich das Zeichen, dass der König die Stadt in Besitz nimmt – ein neuer König, der in die Fußstapfen des großen König David tritt. „Hosanna dem Sohne Davids!“ So rufen die Menschen Jesus zu. Und dieser König ist der Messias, der Gesalbte Gottes: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“
Der König, der Messias, der „neue David“ wird da bekannt: Und das ist das Entscheidende. Egal, wie viele das damals waren. Und das ist das Entscheidende für uns heute: egal, wie viel wir gerade sind: Dass wir Jesus als unseren König bekennen. Dass wir wissen und darauf setzen: Er ist unser Retter, unser Heiland.
Liebe Schwestern und Brüder,
vieles geschieht derzeit im Kleinen, im Verborgenen, im Hintergrund: dass Menschen einander beistehen und helfen, wenn jemand krank daheim ist; dass man sich gegenseitig stärkt und Hoffnung zuspricht, oft mithilfe von Telefon oder Video-Chats, dass man Verbindung hält auch mit jenen, die alleine zuhause sitzen. Genau da passiert schon Glaube: Wir handeln so, wie Jesus es uns gezeigt hat: für unseren Nächsten. Und im gemeinsamen Gebet verbinden wir uns über die eigene Wohnung hinaus zu einer großen Gemeinschaft.
In der Mitte steht unser Bekenntnis zu Gott, der den Menschen Rettung und Heil bringt – Heil gebracht hat: Unser Bekenntnis zu Jesus, unserem König und Messias.
So lade ich Sie ein, inmitten der vielen Stimmen, die um uns herum sind, inmitten der vielen Nachrichten, die oft nicht gerade Hoffnung machen, in den Ruf der Jünger mit einzustimmen:
„Hosanna dem Sohne Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!