Mit dem Gründonnerstag beginnen wir die dreiteilige Osterfeier: Es ist eine einzige große Liturgie, die auf drei Tage aufgeteilt ist.
- Feier des Letzten Abendmahls (Gründonnerstag)
- Feier vom Leiden und Sterben Jesu (Karfreitag)
- Feier der Auferstehung Jesu (Osternacht)
Am Gründonnerstag feierte Jesus mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl. Dabei hat er dem Petrus die Füße gewaschen: Zeichen der dienenden Liebe Gottes für uns Menschen. Die Fußwaschung verdeutlicht auch, was die Eucharistie bedeuetet: „Das ist mein Fleisch. Das ist mein Blut. Esst, trinkt: Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Auch die „Kommunion“ ist dienende Liebe Gottes für uns: Quelle und Kraft für unser Leben.
Predigt
Die Predigt zum Nachlesen
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Mein erster Gedanke zur Lesung: Eigentlich ist das fast so wie heute: Die ganze Hausgemeinschaft soll sich versammeln, um miteinander den besonderen Pascha-Abend zu begehen. Vielleicht sitzen Sie am heutigen Abend auch um einen Tisch versammelt – zum Gottesdienst und auch zum Essen. Damals gab es Lamm, ungesäuerte Brote und Bitterkräuter. Und dieser Abend war der Auftakt zum Erlösungshandeln Gottes für sein Volk.
Und ganz ähnlich war es ja auch bei Jesus, auch er war quasi mit seiner Familie zusammen, es war der engste Kreis der Jünger, mit denen er an diesem Abend heute zusammen war und Mahl gehalten hat: das Letzte Abendmahl, wie wir es heute nennen.
Und eigentlich wären wir heute Abend auch als Pfarr-Familie zum Gottesdienst, zur Feier dieses Letzten Abendmahls zusammen: Aber heuer teilt sich unsere Pfarr-Familie eben auf die einzelnen kleinen Familien auf.
Und damit fehlt uns auch etwas, das essentiell zu diesem Tag gehört: dass wir eben nicht Eucharistie miteinander feiern können. Dass ich das getrennt von Ihnen tun muss. Denn Begegnung oder Berührung, das soll momentan um jeden Preis vermieden werden.
Begegnung und Berührung, das ist aber das, worum es an diesem Abend immer wieder geht: Jesus wäscht dem Petrus die Füße – er kommt ihm dabei ganz besonders nahe – und durch dieses Nahekommen zeigt er, wie nahe Gott uns kommt, um heilend an uns zu wirken.
Und die Apostel sitzen oder liegen gemeinsam um den Tisch: alle essen vom gleichen Brot, alle trinken aus dem gleichen Kelch. Und darin zeigt sich die unbedingte Nähe, die sie zu Jesus haben – auch über diesen Abend hinaus.
Liebe Schwestern und Brüder,
Begegnung und Berührung sind für uns Menschen wichtig, ja entscheidend. Die Abschottung und Isolation mag im Moment ja notwendig sein: Aber ich hoffe, dass wir sie bald nicht mehr brauchen. Und dass uns dann davon nichts hängen bleibt: Dass wir uns dann wieder trauen aufeinander zuzugehen, einander unser Gesicht ohne Maske zeigen können, einander auch wieder die Hand geben, einander umarmen – ohne Angst vor einer Ansteckung und Krankheit. Dass wir einander nahe sein können, weil das etwas Wesentliches unseres Menschseins ist. Uns nahe sein, weil wir Gemeinschaft brauchen und nur in Gemeinschaft überlebensfähig sind.
Und das gilt auch für uns als Kirche: Wir sind eine Gemeinschaft, wir gehören zusammen. Wir bleiben uns zwar auch virtuell nahe, sind im Gebet verbunden, haben auch bleibende Gemeinschaft in Christus: Doch auch wir sind miteinander diese Gemeinschaft: Und diese Gemeinschaft zeigt sich in dem Zeichen, das bis in den Saal des Letzten Abendmahls zurückgeht: Dass wir alle von dem Brot essen, das Jesu Leib ist. Dass wir alle von dem Blut trinken, das Jesu Blut ist. Ohne Angst.
Der Pascha-Abend war der Auftakt zum Auszug der Israeliten aus Ägypten, es war der Abend, an dem ihre Erlösung begonnen hat, sie in die Freiheit ziehen konnten. Und ich hoffe, dass wir auch etwas von der Hoffnung spüren dürfen, die sie damals erfüllt hat. Aber: geduldig müssen wir auch sein. Es dauerte vierzig Jahre, bis sie endlich am Ziel ihrer Freiheit angekommen waren, mühevolle Jahre des Wanderns durch die Wüste. Und die Jünger im Abendmahlssaal hatten sicher auch ihre großen Hoffnungen – aber sie mussten dann erst den Karfreitag und den Karsamstag durchleben, ja selbst Ostern war es für sie noch nicht klar, wie es weitergehen würde. Ich fürchte, dass es bei uns dasselbe ist: dass auch wir noch einige Zeit brauchen, bis wir endlich die Erlösung und Befreiung in unserer Not erfahren dürfen. Aber wir dürfen gewiss sein: Gott hört unser Beten, Gott handelt für uns, Gott wird Heilung schenken: auch wenn wir es jetzt nicht sehen: Bleiben wir ihm nahe, lassen wir uns von ihm berühren. Bleiben wir in seiner Gemeinschaft!