Predigt
Die Predigt zum Lesen
Liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht sagt Ihnen der „Babelfisch“ aus den Romanen von Douglas Adams etwas. Es ist dort eine kleine Kreatur, die ins Ohr eingeführt wird, so dass der Träger dann alle Sprachen der Galaxie versteht. Etwas ähnliches findet sich auch in der Star Trek Fernsehserie: Da gibt es den „Universalübersetzer“. Im Bereich von Science Fiction wird immer wieder daran überlegt, wie die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg funktionieren könnte: Dass jeder alles versteht …
Sprachen zu lernen ist ja auch nicht gerade leicht, davon können viele Schüler und Studenten ein Lied singen. Auf der anderen Seite ist es überaus bereichernd, mit anderen Menschen in einer Sprache kommunizieren zu können, sich zu verstehen.
Wer sich mit Übersetzung beschäftigt, kommt aber auch nicht umhin, dass es da um weit mehr geht, als nur Worte von einer Sprache in die andere zu übertragen. Da kann man schon mal von der Pfanne in den Ofen kommen: Ja, so sagt man auf Englisch, auf Deutsch kommen wir aber vom Regen in die Traufe. Und manche Google-Übersetzung ist legendär geworden. Sprache umfasst ja auch weit mehr als einfach nur Worte. Sprache transportiert auch das Verständnis von Welt mit sich, zur Sprache gehört auch die Kultur der Menschen.
Umso interessanter wird das Pfingstereignis: Alle verstehen sich – über alle Grenzen hinweg, über alle Teile der Erde hinweg. Der Verfasser der Apostelgeschichte überschlägt sich mit der Nennung der verschiedensten Länder aus allen Teilen der Erde, mit den verschiedensten Kulturen und Anschauungen. Und sie alle verstehen sich. Der Geist eint sie, er ist der gemeinsame, übergreifende Nenner.
Es ist eine wunderbare Utopie, ein Zustand, von dem wir heute nur in der Fiktion erzählen können. Wie wäre es, wenn die Menschen sich untereinander verstehen würden: nicht nur in der Sprache, sondern auch darüber hinaus: Wenn die Menschheit mit einer gemeinsamen Stimme sprechen würde – über die Unterschiede in Ländern und Kulturen hinweg! Sicherlich, ein paar Schritte tun wir schon, ein wenig sind Menschen schon zusammen gerückt, etwa durch das Reisen in die verschiedenen Länder der Erde.
Und stark zusammengerückt sind wir sicherlich gerade auch durch unseren Glauben: gerade eine weltumspannende Kirche wie die katholische kann das zeigen, in der es trotz der Verschiedenheit die Zusammengehörigkeit gibt. Es ist ein Gefühl von Heimat, wenn man in der Fremde einen Gottesdienst besuchen kann – selbst wenn man kein Wort versteht …
Liebe Schwestern und Brüder,
diesen Traum der gemeinsamen Sprache, des Verstehens und des Miteinanders über alle Grenzen hinweg sollten wir Realität werden lassen. Und ja, verstehen Sie es ruhig auch als Aufruf, eine Fremdsprache zu lernen. Aber vor allem geht es nicht um die Worte, sondern um ein tieferes Verstehen und Zueinander, eine grundlegende Offenheit füreinander. Gerade die Anstrengungen dieser Krisenzeit zeigen es ja, wie nötig es ist, dass die Menschheit weltweit an einem Strang zieht, um die Pandemie in den Griff zu bekommen: Und wie fatal es ist, wenn sich einzelne dagegen stellen und meinen, sie wären alleine die ersten.
Der Traum der geeinten Menschheit: ich hoffe, er bleibt nicht der Science Fiction vorbehalten: Wenn wir Gottes Geist in uns und in der Welt wirken lassen, dann kann die Welt Pfingsten erleben!